• Laufzeit24. April 2010 - 15. August 2010
  • OrtSammlung Scharf-Gerstenberg
  • Die Ausstellung wurde ermöglicht durch die Freunde der Nationalgalerie.

Die sexuell aufgeladenen Werke von Hans Bellmer (1902–1975) und Louise Bourgeois (1911–2010) weisen bemerkenswerte Parallelen auf, obwohl sich die Künstlerin und der Künstler nie begegneten: Verformte Körper; fehlende oder verdoppelte Gliedmaßen; männliche und weibliche Geschlechtsformen aus ihrem Körperzusammenhang gelöst und miteinander verschmolzen.

Die Ausstellung „Bellmer-Bourgeois. Double Sexus“ setzt erstmals über 70 skulpturale, zeichnerische und fotographische Arbeiten des Künstlers und der Künstlerin in Dialog zueinander. In fünf Sektionen wird der weibliche Künstlerblick auf den menschlichen Körper dem männlichen gegenübergestellt. Im Fokus stehen traditionellen Geschlechterrollen, Sexualität und der surrealistische Umgang mit ihr.

Hans Bellmer kam 1938 von Berlin nach Paris, wo er sich den Surrealisten anschloss und regelmäßig mit ihnen ausstellte. Louise Bourgeois studierte Kunst in Paris, bevor sie 1938 mit ihrem Mann nach New York zog. Dort unterhielt sie losen Kontakt zu einigen der im Exil lebenden Surrealisten.

Hans Bellmer schuf mit der „Puppe“ die ideale Frau, in der sich seine Wünsche und Fantasien, aber auch geheime, verdrängte Ängste spiegeln. Wie ein Wort, aus dem durch Umstellung der Buchstaben neue Worte, Anagramme entstehen, nahm er ihre Glieder auseinander und setzte sie zu neuen Körpern zusammen, inszenierte und fotografierte sie. Diese neuen Körper weisen oft weibliche und männliche Merkmale zugleich auf. Es entsteht eine Doppeldeutigkeit der Geschlechter, die sich auch in Bellmers Zeichnungen fortsetzt.

Auch Louise Bourgeois nutzt surrealistische Methoden wie die der Fragmentierung oder Metamorphose und adaptiert sie für ihre eigenen Strategien. So hinterfragt ihre keineswegs zerbrechliche, phallusförmige Fragile Goddess (2002) aus Stoff das konventionelle Verständnis sexueller Identität und setzt sich skeptisch mit dem traditionellen Bild der Frau auseinander.

Die Ausstellung zeigt neben Werken aus der Sammlung Scharf-Gerstenberg Arbeiten aus internationalen Sammlungen, sowie dem Studio Louise Bourgeois.