• Laufzeit13. September 2014 - 31. Dezember 2014
  • OrtNeue Nationalgalerie
  • Die Ausstellung wurde ermöglicht durch die Freunde der Nationalgalerie.

     

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Foto: David von Becker

Moshe Gershuni (1936-2017) war einer der bedeutendsten israelischen Künstler. Sein existenzielles Werk – ein fortlaufendes Projekt über mehr als 40 Jahre – ist kompromisslos, und seine Produktion an Gemälden, Zeichnungen und Skulpturen lässt viel Raum für Assoziationen. Gleichzeitig sinnlich und konzeptuell, emotional und kritisch, authentisch und gut inszeniert, überwinden Gershunis Arbeiten Gegensätze und verschmelzen historisches Gedenken mit der kathartischen Direktheit des malerischen Handelns.

Gershuni arbeitete horizontal. Er bedeckte den Boden mit Papier und kroch mit seinen in Farbe getränkten, an eine bluttriefende Wunde gemahnenden Händen darüber. Sein malerisches Universum ist irdisch, instinktiv sinnlich und regressiv, und dennoch geprägt von Glauben und anmutigen Umwandlungen. Sein Werk generiert eine blinde, überschwängliche Körperlichkeit und konfrontiert diese mit figurativer Ikonographie und verbalen Äußerungen. Viele Gemälde enthalten historisch aufgeladene Symbole und handgeschriebene hebräische Passagen aus jüdischen Gebeten, die die unebenen, überfließenden Oberflächen aus flüssiger Farbe, seine scheinbar unwillkürlichen, vorsprachlichen Kompositionen in eine lebendige theatralische Performance, ein Ritual der Ekstase verwandeln.

No Father No Mother war die erste einem Israeli gewidmete umfassende Einzelausstellung in der Neuen Nationalgalerie. Es war zugleich Gershunis erste große Ausstellung in einem europäischen Museum seit mehr als 30 Jahren. Der Ausstellungstitel – No Father No Mother – beinhaltet eine doppelte Verleugnung. Er stammt aus einem Gemälde (No Father No Mother, 1998) und stellt ein Geständnis dar, eine negative Reflektion über Entwurzelung und Diskontinuität. Umfangreich und dennoch offen angelegt, umging die Ausstellung evolutionäre, retrospektive Arrangements, Unterteilungen nach Perioden und chronologischen Ordnungen, und zeigte Gershunis Werks als eine vitale, nicht-hierarchische Einheit, eine fortlaufende Aktivität.