• Laufzeit15. September 2011 - 19. Februar 2012
  • OrtNationalgalerie der Gegenwart
  • Eine Ausstellung der Staatlichen Museen zu Berlin, ermöglicht durch den Verein der Freunde der Nationalgalerie und gefördert von Dornbracht Installation Projects, 2011. Dank an Outset Contemporary Art Fund, London für die großzügige Schenkung der Arbeit „Observatory“ für die Sammlung der Nationalgalerie.

Spinnennetze, Seifenblasen und legendäre Visionäre wie Buckminster Fuller sind nur einige der Inspirationsquellen des 1973 geborenen Künstlers Tomás Saraceno. Erstmals präsentiert die Ausstellung „Tomás Saraceno. Cloud Cities“ vom 15. September 2011 bis 15. Januar 2012 im Rahmen von „Dornbracht Installation Projects“ in der Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin eine große, den ganzen Raum der Historischen Halle einnehmende Installation des Künstlers, die ca. 20 seiner Arbeiten zusammen zeigt.

Seine Werke, die als organische Raumgeflechte mal von Pflanzen bewohnt werden, mal nur von schwarzen Seilnetzen gehalten im Raum schweben, nennt der Künstler „Biosphären“. Im Jahr 2009 verspannte Saraceno mit seiner Arbeit „Galaxies Forming along Filaments, like Droplets along the Strands of a Spider’s Web“ auf der Venedig Biennale so analog zum Netz einer Spinne Arbeiten in einem Raum mit schwarzen Seilen.

Ausgangspunkt der Arbeiten des Künstlers, der zunächst Architektur studierte, ist das Interesse an unserer aktuellen und zukünftigen Lebensumwelt. Voll wissenschaftlicher Akribie verfolgt er mit seinen Werken die Idee einer „realisierbaren Utopie“. Der experimentelle Ansatz der „Air-Port-City“, den der Künstler seit Jahren weiterentwickelt, ist dafür maßgebend. Inspiriert von der gleichnamigen „Airport-City“ in Frankfurt, wo der Künstler lebt und arbeitet, konzipiert Tomás Saraceno in diesem Ansatz Möglichkeiten für architektonische Lebensräume als zellenartige, schwebende Städte. Auch für den öffentlichen Raum schafft Saraceno Werke. Seit 2007 fliegt das „Museo Aero Solar“ um die Welt: ein riesiger Solarballon, dessen Haut aus tausenden von benutzten Plastiktüten besteht, und der mit jeder Landung durch weitere Plastiktüten ergänzt wird und verändert weiter fliegt.

Der Titel der Ausstellung schafft in diesem Fall einen facettenreichen Referenzrahmen. Der Begriff der „Cloud“ bzw. der Wolke ist essentiell für das Werk des Künstlers. Die Wolke als Metapher steht für die künstlerische Intention, die Bedeutung von Territorium und Grenze in unserer heutigen (urbanen) Gesellschaft zu untersuchen und Möglichkeiten nachhaltiger Entwicklung menschlichen Lebensraumes auszuloten. Hierbei ist dieser Raum eben nicht auf die Erde begrenzt ist, sondern wird von Saraceno bis ins Weltall hinaus gedacht.

Vor allem aber Buckminster Fullers Konzept zu „Cloud Nine” (tensegrity sphere) bildet eine wichtige Hintergrundfolie für das Werk des Künstlers. Die fantastische Architekturutopie „Cloud Nine“ beschreibt eine 1,6 Kilometer durchmessende, frei schwebende Sphäre, die einen Lebensraum für mehrere, tausende Bewohner umfassende, autonome Gemeinschaften bietet. Das freie Schweben dieser Architektur würde von Phänomenen der Lufterwärmung und durch die Konstruktion einer „tensegrity“-Struktur ermöglicht.

Mit der Ausstellung „Cloud Cities“ entwirft Tomás Saraceno im Hamburger Bahnhof die dreidimensionale Vision einer utopischen Lebenswelt, die der Besucher betreten kann und somit erlebt, wie ein System einzelner Module einen neuen, räumlichen Kosmos erschafft.