• Künstler/inAlexander Calder
  • TitelUntitled (Dancing Stars)
  • Entstehungsjahrca. 1948
  • GattungSkulptur
  • Technik und AbmessungLack auf Metall, bemalt, 60 x 90 x 90 cm
  • Erwerbungsjahr1978
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Zwei Momente ergänzen sich für Alexander Calder zu einer glücklichen Synthese: Er war der Sohn eines Bildhauers und einer Malerin, und er hatte von 1915 bis 1919 ein Ingenieur-Studium absolviert. Danach wollte er sich der Kunst zuwenden und ging deshalb 1926 nach Paris, um sich dem Kreis der Surrealisten anzuschließen. Seine dort enstandenen Figuren, Porträts und Tiere aus einfachsten Drahtlineaturen und der aus diesen Experimenten resultierende „Zirkus“ erregten große Aufmerksamkeit bei seinen Künstlerfreunden. Diese aus der schlichten Strichzeichnung abgeleitete Gestaltung sollte für sein weiteres Schaffen von zentraler Bedeutung werden.

Seit Beginn der 30er Jahre entwickelte er mechanisch angetriebene „Mobiles“ – diese Bezeichnung stammt von Marcel Duchamp –, ehe er 1933 dazu überging, feingliedrige Metallgefüge zu konstruieren, die in sich beweglich waren und damit auf geringe Luftströmungen von außen reagieren konnten. Das führte allmählich auch zu einer Veränderung seiner Formwelt, die zunächst stärker von einer geometrisierenden Gestaltgebung dominiert worden war, denn er war vom Werk und der Person Piet Mondrians so beeindruckt gewesen, dass er – nach eigenen Worten – „Mondrians, sie sich bewegen“, schaffen wollte. Die klare, intensive Farbigkeit des Holländers beeinflusste ihn weiter, aber die Figuration selbst nahm – auch von seinen Freunden Hans Arp und Joan Miró bestärkt – mehr und mehr organischen Charakter an. Die Anlehung an Vorgänge in der Natur, die in seinen Werken eine zeichenhafte Entsprechung erhielten, wurde zum eigentlichen Anliegen seiner Kunst. Die Balance zwischen dem Ausgreifen der Formen in den Raum und umgekehrt der Einwirkung des Sphärischen auf die fragilen Formgebilde wird für ihn zur entscheidenden Herausforderung.

So entsteht auch in Untitled (Dancing Stars) ein überraschendes, schwebendes Spiel der Kräfte, das an Blätter im Wind, an die Flügelschläge der Vögel oder an tänzerische Rhythmen erinnert. Calder setzt den gewichtigeren, größeren Scheibenelementen auf der einen Seite das vielfältige Gezweig auf der anderen Seite so gegenüber, dass beides immer miteinander in Verbindung bleibt. Die in Schwingung geratenen Formen und das allmähliche Auspendeln des Bewegungen erscheinen wie das Aufbrechen und Abebben lebendiger Impulse.

Aus Anlass seiner Ausstelung in der Berliner Akademie der Künste stellte Alexander Calder 1967 rückblickend fest: „Ich glaube, von diesem Augenblick an und praktisch immer seither wurde das System des Universums oder ein Teil dieses Systems zum tieferen Sinn aller Formen in meinem Werk. (…) Ich will damit sagen, dass die Vorstellung losgelöster Körper, die durch den Raum gleiten, Körper von unterschiedlichen Dimensionen und Dichte, vielleicht von verschiedener Farbe und Wärme, von gasförmigen Substanzen umgeben und durchsetzt, die einen bewegungslos, während die anderen dem ihnen eigenen Rhythmus entsprechend ihre Bahn ziehen – dass alle diese Körper mir als der ideale Ursprung der Formen erscheinen.“

Fritz Jacobi