Zwei Momente ergänzen sich für Alexander Calder zu einer glücklichen Synthese: Er war der Sohn eines Bildhauers und einer Malerin, und er hatte von 1915 bis 1919 ein Ingenieur-Studium absolviert. Danach wollte er sich der Kunst zuwenden und ging deshalb 1926 nach Paris, um sich dem Kreis der Surrealisten anzuschließen. Seine dort enstandenen Figuren, Porträts und Tiere aus einfachsten Drahtlineaturen und der aus diesen Experimenten resultierende „Zirkus“ erregten große Aufmerksamkeit bei seinen Künstlerfreunden. Diese aus der schlichten Strichzeichnung abgeleitete Gestaltung sollte für sein weiteres Schaffen von zentraler Bedeutung werden.
Seit Beginn der 30er Jahre entwickelte er mechanisch angetriebene „Mobiles“ – diese Bezeichnung stammt von Marcel Duchamp –, ehe er 1933 dazu überging, feingliedrige Metallgefüge zu konstruieren, die in sich beweglich waren und damit auf geringe Luftströmungen von außen reagieren konnten. Das führte allmählich auch zu einer Veränderung seiner Formwelt, die zunächst stärker von einer geometrisierenden Gestaltgebung dominiert worden war, denn er war vom Werk und der Person Piet Mondrians so beeindruckt gewesen, dass er – nach eigenen Worten – „Mondrians, sie sich bewegen“, schaffen wollte. Die klare, intensive Farbigkeit des Holländers beeinflusste ihn weiter, aber die Figuration selbst nahm – auch von seinen Freunden Hans Arp und Joan Miró bestärkt – mehr und mehr organischen Charakter an. Die Anlehung an Vorgänge in der Natur, die in seinen Werken eine zeichenhafte Entsprechung erhielten, wurde zum eigentlichen Anliegen seiner Kunst. Die Balance zwischen dem Ausgreifen der Formen in den Raum und umgekehrt der Einwirkung des Sphärischen auf die fragilen Formgebilde wird für ihn zur entscheidenden Herausforderung.