In seinem mehrteiligen Gemäldezyklus Die Teilung der Erde – Tableaux zu rechtlichen Synopsen der Berliner Afrika-Konferenz beschäftigt sich Dierk Schmidt mit historischer Schuld und ihrer juristischen Aufarbeitung am Beispiel des Kolonialismus. Sein Ausgangspunkt ist die Berliner Afrika-Konferenz von 1884/85, bei der vierzehn Staaten aus Europa und die USA in Berlin zusammenkamen, um ihre territorialen Interessen auf dem von ihnen größtenteils als herrenlos angesehenen afrikanischen Erdteil in ein Regelwerk zu fassen. Der dort unterzeichnete Generalakt lieferte die Grundlage für die folgende Besetzung des Kontinents durch die europäischen Imperialmächte. Diese Landnahme, deren Folgen bis in die Gegenwart nachwirken, war verbunden mit der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen und der Enteignung und Unterwerfung der lokalen Bevölkerung. In Namibia verübten Militärs des Deutschen Reichs zwischen 1904 und 1908 Völkermord an den Herero und Nama, dessen Anerkennung und damit verbundene Wiedergutmachung zu immer noch offenen Rechtsstreitigkeiten zwischen diesen Gruppen und der Bundesrepublik geführt hat. Dieser Fall bildet ein Zentrum von Schmidts Arbeit.
In seinen Bildern geht der Künstler der Frage nach, wie sich das Verhältnis der sachlichen Rechtsdokumente zu ihren brutalen Konsequenzen ins Bildhafte übertragen lässt. Um sich von der kolonialen Rhetorik der Texte zu distanzieren, entwickelte er hierfür ein eigenes zweiteiliges Zeichensystem, bei dem die abstrakte Sprache der Gesetze schaubildhaft in die Abstraktion der Malerei sowie die Konkretion des verwendeten Malmaterials Silikon transportiert wird.