• Künstler/inDierk Schmidt
  • TitelDie Teilung der Erde (Salzburger Serie)
  • Entstehungsjahr2005
  • GattungInstallation
  • Technik und AbmessungAcryl, Silikon auf Leinwand, Öl auf Leinwand, drei Gravuren, Tisch mit begleitenden Textmaterialien, auf denen die Tableaux basieren, historische Dokumente und rechtliches Material, Abmessungen variabel
  • Erwerbungsjahr2019

© Dierk Schmidt, Die Teilung der Erde (Salzburger Serie), Ausstellungsansicht, Hello World. Revision einer Sammlung, 2018

In seinem mehrteiligen Gemäldezyklus Die Teilung der Erde – Tableaux zu rechtlichen Synopsen der Berliner Afrika-Konferenz beschäftigt sich Dierk Schmidt mit historischer Schuld und ihrer juristischen Aufarbeitung am Beispiel des Kolonialismus. Sein Ausgangspunkt ist die Berliner Afrika-Konferenz von 1884/85, bei der vierzehn Staaten aus Europa und die USA in Berlin zusammenkamen, um ihre territorialen Interessen auf dem von ihnen größtenteils als herrenlos angesehenen afrikanischen Erdteil in ein Regelwerk zu fassen. Der dort unterzeichnete Generalakt lieferte die Grundlage für die folgende Besetzung des Kontinents durch die europäischen Imperialmächte. Diese Landnahme, deren Folgen bis in die Gegenwart nachwirken, war verbunden mit der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen und der Enteignung und Unterwerfung der lokalen Bevölkerung. In Namibia verübten Militärs des Deutschen Reichs zwischen 1904 und 1908 Völkermord an den Herero und Nama, dessen Anerkennung und damit verbundene Wiedergutmachung zu immer noch offenen Rechtsstreitigkeiten zwischen diesen Gruppen und der Bundesrepublik geführt hat. Dieser Fall bildet ein Zentrum von Schmidts Arbeit.

In seinen Bildern geht der Künstler der Frage nach, wie sich das Verhältnis der sachlichen Rechtsdokumente zu ihren brutalen Konsequenzen ins Bildhafte übertragen lässt. Um sich von der kolonialen Rhetorik der Texte zu distanzieren, entwickelte er hierfür ein eigenes zweiteiliges Zeichensystem, bei dem die abstrakte Sprache der Gesetze schaubildhaft in die Abstraktion der Malerei sowie die Konkretion des verwendeten Malmaterials Silikon transportiert wird.

Auf orangefarbenen Gemälden sind dabei die französischsprachigen Vereinbarungen des Acte Général und der Prozess der Entrechtung der afrikanischen Bevölkerung dargestellt. Demgegenüber stehen weiße Bilder, die den Widerstand und die juristischen Argumente im konkreten Fall der Herero- und Nama-Vertreter*innen veranschaulichen. Eine offizielle Entschuldigung der Bundesrepublik Deutschland steht bis heute aus. Schließlich versammelt ein im Raum hinter den Gemälden platzierter Tisch die historische Quellen sowie politische und juristische Dokumente, auf die die Bilder Bezug nehmen.

Durch die farbliche und motivische Reduktion eröffnet sich in Die Teilung der Erde ein Bildraum, in dem die strukturelle Gewalt des Kolonialismus offengelegt wird. Darüber hinaus machen die Gemälde deutlich, wie aus einem (Un-)Rechtssystem heraus rechtliche Ermächtigungsstrategien geschaffen werden konnten, die bis heute darin implizit wirken.

Eine spätere Version der Arbeit, Die Teilung der Erde / The Division of the Earth (Kasseler Serie / Kassel Series), 2007, wurde im Rahmen der Ausstellung Hello World. Revision einer Sammlung im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin gezeigt.