• Künstler/inJean Fautrier
  • TitelSwirls (Remous)
  • Entstehungsjahr1958
  • GattungMalerei
  • Technik und AbmessungÖl und Tempera auf Karton auf Leinwand, 81 x 130,5 cm
  • Erwerbungsjahr1987
  • Bez. rechts oben: fautrier 58

© VG Bild-Kunst, Bonn 2019

Jean Fautrier erfuhr seine künstlerische Ausbildung an der Royal Academy in London. Nach neusachlichen Akten, Stillleben, Porträts und Blumen entstanden die „Nus“, Körper in dunkler Palette, seine Bildgegenstände wurden immer anonymer und schwerer. In den 30er Jahren zog sich Fautrier, aufgrund mangelnder Anerkennung, vorübergehend von der Malerei zurück und arbeitete als Skilehrer und Hotelier. Nach seiner Ausstellung „Les Otages“ 1945 in Paris, Bilder von Schmerz und Todeserfahrung, fand Michel Tapié für Fautriers Malerei den Begriff der „Un art autre“, einer Malerei des französischen Informel, die sich in ihrer Besonderheit grundlegend von dem „dripping painting“ eines Jackson Pollock in den USA unterschied.

Fautrier wurde seitdem mit seiner evokativen, pastos geschichteten Farbkörper-Malerei berühmt und damit auch zum Anreger der „Art-Brut“-Malerei eines Jean Dubuffet. Neu war dabei auch Fautriers Technik: „Er trug auf das Bild eine heiße Farbpaste auf, die er mit einem Malmesser in die gewünschte Form brachte. Auf diese streute er Pastellpuder, das sich mit der Farbmasse zu einem Farbkörper verband. im Grunde war es eine Freskotechnik, die an die Stelle der Ölmalerei trat: Farbmaterie ersetzte die alte und mit illusionistischen Mitteln hergestellte Bildfigur.“ (Dieter Honisch, 1989).

Die „Swirls“, die Farbstrudel, assoziieren im Bilde unendliche Wellenbewegungen im Wasser, sind aber als kräftig wirbelnde Farb-Bewegungen letztendlich selbst zum Objekt „Malerei“ geworden. Das Gemälde bietet so zwei Ebenen der Anschauung: ein „davor“ oder auch ein „dahinter“ zweier übereinander liegender Farbeilande, die nichts als „abstrakte“ Malerei sind und sein wollen, aber auch den Blick von oben auf eine imaginäre, zerklüftete Insel im wellenumspielten Meer gewähren.

Damit ist Fautrier der lnitiator einer sehr differenzierten Malerei, die bei aller Kompaktheit des lmpasto mit ihrem aufgerissenen Relief der Flächenbezogenheit stets auf sich selbst verweist: „Eigentlich empfindet man immer nur das, was ist, noch einmal, stellt die Wirklichkeit durch emotionale Nuancen wieder her, jene Wirklichkeit, die sich verkörpert in Stoff, Form und Farbe: Augenblicksschöpfungen, gewandelt ins Unwandelbare.“ (Jean Fautrier).

Das Bild stammt aus dem Sammlung des Italieners Graf Giuseppe Panza die Biumo, Mailand, und wurde aus Anlass des 10-jährigen Vereinsjubiläums 1987 gemeinsam mit Le Chasseur von Jean Dubuffet erworben.

Roland März