Die Erwerbung der drei Reliefs von Hans Arp und der drei Werke von Kurt Schwitters stellten eine wesentliche Bereicherung der Sammlung der Neuen Nationalgalerie dar, konnte mit diesen bedeutenden Materialmontagen des Dadaismus doch eine bis dahin vorhandene Lücke in der Präsentation der Kunst des 20. Jahrhunderts geschlossen werden.
Hans Arp gehörte zu den Mitbegründern der dadaistischen Bewegung: 1915 war er nach Zürich gekommen, um hier mit anderen Gleichgesinnten neue künstlerische Antworten auf die Zeitereignisse zu finden. „Angeekelt von den Schlächtereien des Weltkrieges 1914, gaben wir uns in Zürich den schönen Künsten hin. Während in der Ferne der Donner der Geschütze grollte, sangen, malten, klebten, dichteten wir aus Leibeskräften. Wir suchten eine elementare Kunst, die den Menschen vom Wahnsinn der Zeit heilen, und eine neue Ordnung, die das Gleichgewicht zwischen Himmel und Hölle herstellen sollte.“ ln Zürich lernte Arp 1915 auch seine spätere Frau, Sophie Taeuber, kennen, die mit ihren textilen Gestaltungen von nachhaltiger Wirkung auf seine Arbeit gewesen ist: „Die klare Ruhe der vertikalen und horizontalen Kompositionen beeinflussten die barocke, diagonale Dynamik meiner abstrakten ‚Gestaltungen‘. Eine sanfte Stille strömte aus ihren Farben- und Formenbauten.“ Sie beschlossen, in ihren Bildern „die Ölfarbe nicht mehr zu verwenden. Wir wollten jede Erinnerung an die Ölfarbe vermeiden. Das Ölgemälde schien uns einer überheblichen, anmaßenden Welt anzugehören.“
So setzte in dieser Zeit, um 1916/17, die umfangreiche Serie seiner bedeutenden, von Ordnung und Zufall gleichermaßen bestimmten Holzreliefs ein, die in ihrer ambivalenten Ausprägung zwischen Gestalt und Zeichen zu bildnerisch-poetischen Formsignalen einer bewußt intuitiven Symbolfindung geworden sind. Eine entscheidende Anregung für diese aufeinandergeschraubten Reliefmontagen, deren Teile Arp nach Vorzeichnungen oder Papierschnitten von einem Schreiner aussägen ließ, ging für ihn vom Formenreichtum der Natur aus. So berichtete er über einen Aufenthalt in Ascona im April 1917: „ln Ascona zeichnete ich mit Pinsel und Tusche abgebrochene Äste, Wurzeln, Gräser, Steine, die der See an den Strand gespült hatte. Diese Formen vereinfachte ich und vereinigte ihr ,Wesen‘ in bewegten Ovalen, Sinnbildern der ewigen Verwandlung und des Werdens der Körper.“